HUMANiSTEN Leer
A. Einleitung
Die hier aufgeführten Grundsätze der Humanisten Leer sind nur auszugsweise aufgeführt. Deshalb ist die Nummerierung der Abschnitte nicht kontinuierlich. Die Humanisten Leer haben ihre Grundsätze noch nicht endgültig gemeinsam abgestimmt, so dass die hier aufgeführten Grundsätze noch nicht abschliessend verbindlich sind und noch weiterentwickelt werden können.
B. Allgemeine Grundsätze
B1. Evolutionärer Humanismus
Für die HUMANiSTEN Leer ist der Mensch in einen umfassenden Evolutionsprozess eingebunden, dabei ist die Mitwelt gleichwertig im Sinne des Naturrechtes einzubeziehen. Unsere Zielsetzung ist kein selbst- oder gottgefälliges Leben, sondern eine das Leben bejahende und konstruktiv fördernde Haltung auf Grundlage von nachvollziehbaren, sinnhaften und vernunftorientierten Erkenntnissen. Diese sind am Besten in einer demokratischen und offenen Gesellschaft zu verwirklichen.
Wir lehnen jede Form von Ideologie ab und betrachten das Leben als evolutionär- und entwicklungsoffen. Voraussetzung zur Verwirklichung unseres evolutionären Humanismus sind selbst bestimmte und souveräne Persönlichkeiten. Der Mensch, wie alles Lebendige, ist mit seinen körperlichen und geistigen Eigenschaften, seiner Kultur wie Wissenschaft, Philosophie und Kunst Ergebnis evolutionärer und interaktiver Entwicklung.
Es gibt kein Ideal, das in der Vergangenheit liegt oder das für eine Zukunft festgelegt werden kann. Das schließt aber nicht aus, gemeinschaftliche Entwicklungsziele anzustreben. Diese sollten eine integrative und nachhaltige Kraft für das Leben aufweisen, um allen destruktiven, lebensfeindlichen Kräften entgegen zu wirken.
B2. Humanistisches Menschenbild
Die HUMANiSTEN Leer gehen davon aus, dass der Mensch Teil der evolutionären Entwicklung und nicht die „Krone der Schöpfung“ ist. Menschen ist es möglich, tiefe Verbundenheit mit allen Menschen, der Mitwelt und mit dem Leben insgesamt zu empfinden.
B3. Selbstbestimmung (Selbstorganisation)
Die HUMANiSTEN Leer vertrauen auf die Fähigkeit des Menschen zur Selbstbestimmung und seine positiven Entwicklungsmöglichkeiten zum Wohle der Mitwelt. Dazu braucht es Selbsterkenntnis im interaktiven Wechselspiel mit einem wertschätzenden Umfeld. Jedes menschliche Lebewesen ist einzigartig und braucht Selbstbestimmung, Freiraum, Sicherheit und die Erfüllung von Grundbedürfnissen zu seiner Entfaltung. Alle Menschen haben grundsätzlich das gleiche Recht, sich vielgestaltig entfalten zu können.
Konflikte entstehen, wenn die eigene Selbstbestimmung im Gegensatz zu anderen Menschen und der Mitwelt steht. Diese Konflikte lassen sich überwinden, wenn wir die verbindende Menschlichkeit (Humanismus), die planetarischen Notwendigkeiten, die Abhängigkeiten und gegenseitigen Bedingtheiten erkennen, fördern und schützen. Individuelle Entfaltung und Lebensansprüche sollten maßvoll und angemessen sein.
Individualität und Autonomie ist niemals losgelöst von gesellschaftlicher Entwicklung und Abhängigkeiten, aktuellen Handlungsmöglichkeiten und situativen Herausforderungen. Die eigenen Erfahrungen sind wichtige Grundlagen zur Orientierung, aber sie unterliegen veränderbaren Deutungsmustern. Deshalb ist eine entwicklungsoffene Einstellung für eine erfolgreiche Selbstverwirklichung notwendig.
B4. Ethik und Moral
Die HUMANiSTEN Leer lehnen eine Moralität ab, bei der es um die subjektive Bewertung von Menschen auf der Grundlage tradierter Vorstellungen von Gut und Böse, Schuld und Sühne geht. Im Lichte einer historisch-kritischen Betrachtung sind traditionelle und folkloristische Glaubens- und Moralvorstellungen grundsätzlich zu hinterfragen. Ethisches Handeln bedeutet, dass menschliches Handeln nicht dem Wohle Anderer und der Mitwelt entgegensteht. Angemessenes Verhalten braucht über reine Erkenntnis hinaus Verinnerlichung.
Grundprinzip des Zusammenlebens ist, dass alle Mitwirkenden und Betroffenen einer Gesellschaft ihre persönliche Entfaltung nach demokratisch ausgehandelten Verbindlichkeiten ausrichten.
B5. Humanistisch-philosophische Denkkultur
Die HUMANiSTEN Leer gehen davon aus, dass Wissenschaft nicht alles erklären kann. Um ethische und auf Sinn abzielende Fragen zu klären, braucht es eine (philosophische) Denkhaltung, die nach Wahrheit und Klarheit sucht mit der Notwendigkeit zu Selbstkritik und kritischer Prüfung von Gewohnheiten und Festlegungen. Unstimmigkeiten werden aufdeckt und alternative Möglichkeiten entwickelt, um die Welt möglichst logisch zu verstehen und in einer konstruktiv-lebensbejahender Weise zu gestalten.
Aussagen über Zukunft oder noch Unbekanntes brauchen einen evolutionären Erfahrungshintergrund im Sinne einer begründbaren möglichst widerspruchsfreien Vermutung. Dies ist zu unterscheiden von einem religiösen Glauben, der zu Wissen vorgibt. Noch nicht nachprüfbare Aussagen müssen kritisierbar und stimmig sein. Diese brauchen keine dominante oder autoritäre Verstärkung. Hypothesen und Prognosen haben sich in der Realität im Sinne einem lebensbejahenden und konstruktiven Ergebnis zu bewähren.
C. Humanistisch-evolutionäre Weltanschauung
Die HUMANiSTEN Leer streben ein aufgeklärtes Weltbild an, das Jenseitsbezüge auflöst, Verklärungen aufdeckt und Ganzheitlichkeit herstellt. Die menschliche Dominanz wird in einer humanistisch-säkularen Philosophie wieder in angemessene Verhältnisse eingeordnet. Unsere Welt ist wahrnehmbar und real existierend. Was der Mensch durch die Erweiterung technologischer Möglichkeiten wahrnehmen kann, ist Natur. Ursachen von Veränderungen sind der Natur innewohnenden Kräfte. Die Deutung von Übersinnlichem und Transzendenten schafft eine Sphäre der Illusion und des Spekulativen. Sicherlich brauchen wir Hypothesen und Prognosen über alles noch Unbekannte, aber diese Hypothesen haben sich in und an der Realität zu bewähren. Alle naturalistischen, humanistischen und religiösen Weltbilder sind menschengemacht und auch von Menschen veränderbar.
C1. Die Sinn-Perspektive
Für die HUMANiSTEN Leer existieren Sinnzusammenhänge, ohne diese übersinnlich und jenseitig zu erklären. Wir gehen davon aus, dass es keinen objektiven Sinn des Lebens gibt. Alles Wissen, Denken und Deuten entspricht einem ständigen Entwicklungsprozess. Niemals ist dieser absolut. Die individuelle Existenz endet mit dem Tod. Alles bleibt in der Natur in einem ständigen Wandel.
Wir streben kein selbst- oder gottgefälliges Leben an sondern eine lebensbejahende Haltung auf der Grundlage einer demokratischen und offenen Gesellschaft. Wir lehnen jede Form von Ideologie ab und betrachten das Leben als entwicklungsoffen. Alle bisherigen Erkenntnisse und Entwicklungen sind vorübergehende Zustände. Visionen einer Zukunft sind zu entwickeln und konstruktiv auszurichten. Ein friedliches Zusammenleben aller Menschen ist nur unter den Anspruch von Gleichheit, Wertschätzung aller Unterscheide und einem angemessenem Lebensstil zu erreichen.
C2. Die humanistische Perspektive
Die HUMANiSTEN Leer haben eine ganzheitliche Wahrnehmung der Welt, die ohne religiöse Bezüge auskommt. Ein ganzheitliches Verständnis der Welt ist durch die Integration und das Zusammenspiel von Rationalität, Sinnlichkeit, menschlicher Kommunikation, Selbsterkenntnis und ganzheitlichen Erfahrungen (Einnehmen von Meta-Ebenen) möglich. Wir erkennen an, dass in diesem Sinne eine Vielzahl von Erkenntniswegen wie auch Meditationen möglich sind. Im Rahmen menschlicher Gesellschaft konnten sich Fürsorge, Mitgefühl, Solidarität und Liebe in einem universellen Rahmen durch Wissenschaft und Kultur entwickeln. Eine Voraussetzung dafür ist, individuelle und gruppenbezogene Fixierungen zu überwinden.
Der Mensch entwickelt seine Menschlichkeit im Kontext sozialer Interaktionen. Hier wird er geformt, hier bildet sich ethisches Bewusstsein und auch seine Individualität. Das bedarf der Unterstützung und Förderung durch die menschliche Gemeinschaft. Neben dem rationalen und materialistischen Verständnis unserer Welt ist auch eine ästhetische Haltung zum Leben notwendig.
F. Gesellschaftsform
Die HUMANiSTEN Leer sehen in einer säkularen aufgeklärten humanistischen Gesellschaftsform die Grundlage - ja sogar die Leitkultur - für eine moderne, demokratische, tolerante und offene Gesellschaft. Humanismus und Aufklärung befreit Gesellschaft aus religiösen, hierarchischen und autoritären Abhängigkeiten. Für die HUMANiSTEN Leer ist eine offene, demokratische Gesellschaft die bisher beste Form, die sich an säkularen, humanistischen, rechtstaatlichen, demokratischen Grundlagen orientiert und alle Menschrechte gewährt. Diese Entwicklung ist nicht abgeschlossen und benötigt einen offenen Diskurs.
Die HUMANiSTEN Leer fördern und unterstützen die Weiterentwicklung eines handlungsfähigen und ethisch verantwortungsvollen demokratischen Prozess - insbesondere für die Region Leer... Die HUMANiSTEN Leer setzen sich für einen offenen Austausch von nachvollziehbaren Argumenten ein, die wir wertschätzend und konstruktiv austauschen.
F1. Menschenrechte
Für die HUMANiSTEN Leer soll neben der Zielsetzung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte (AEMR) der Vereinten Nationen und der Freiheits-, Gleichheits- und Unverletzlichkeitsrechte des Grundgesetzes die Menschheit ihre Lebensqualität vermehren und die Zerstörung der lebendigen Natur verhindern.
F2. Zusammenleben und soziale Entwicklung fördern
In einer offenen Gesellschaft sind Individualität und Selbstbestimmung kein Selbstzweck, aber Grundlage für den Zusammenhalt einer freien Gesellschaft. Diese Gesellschaft braucht eine gemeinsame Grundlage, die Verbindendes sucht und Verantwortung stärkt. Sie hat Menschlichkeit und selbstorganisatorische Kräfte angemessen zu fördern, Dominanz zurück zu drängen, niemanden auszuschließen und adäquate Bildungsmöglichkeiten für alle zu entwickeln. Eine besondere Herausforderung ist die Integration der individuellen Vielfalt im Rahmen einer entwicklungsoffenen Wertegemeinschaft. Sozialpolitische und ethische Verantwortung bedingt die Eingrenzung der Divergenz von Arm und Reich, Bildung und persönlichen Entwicklungsmöglichkeiten.
Bildungszugang sowie der Zugang zum politischen, kulturellen und sozialen Leben (einschl. medizinischer Versorgung) wird nicht allen Menschen in ausreichender Form gewährt. Diesem zivilgesellschaftlichen Sprengstoff ist entgegen zu wirken. Eine angemessene Lebensgrundsicherung ist sicher zu stellen.
F3. Bildung, Kultur, Sicherheit
Für die HUMANiSTEN Leer soll Bildung ethische und auf Sinnhaftigkeit abzielende Kompetenz und Konfliktlösungen fördern. Menschlichkeit entwickelt sich im menschlich-zivilisatorischen Kontext und braucht verantwortungsvolle unterstützende und kompetente Begleitung. Für diese Menschlichkeit sind adäquate freie, demokratische und humanistische Bildungsmöglichkeiten zu fördern und zu entwickeln. Ein natürliches und selbstbestimmtes Lernen ist zu fördern.
G. Umwelt
Für die HUMANiSTEN Leer bezieht sich Menschlichkeit nicht nur auf den Menschen, sondern auch auf die Mitwelt aller Mitgeschöpfe der planetarischen Entwicklung. Sie zielt auf die Förderung des Lebens - konstruktiv, fürsorglich, wertschätzend. Die Biodiversität von Ökosystemen muss erhalten werden. Die kantische Verhaltensformel, dass ein Verhalten ethisch bedenklich ist, wenn diese Freiheit auf Kosten anderer gelebt wird, ist auf die gesamte Mitwelt auszudehnen. Dies bedingt u.a. einen verantwortlichen Umgang mit Ressourcen. Ein konsequent angewendeter Gleichheitsanspruch gewährleistet jedem Menschen den gleichen CO2 Ausstoß zu. Das Verursacherprinzip muss zu einem Verantwortungskonzept führen. Langfristig müssen die individuellen, nationalen und wirtschaftlichen Divergenzen ausgeglichen werden, um Frieden und Klimarettung global zu realisieren.